Brief an Herrn Beck zum Thema Schächten
Sehr geehrter Herr Beck,
in der Fernsehsendung "Unter den Linden" im Sender "Phoenix" forderten Sie kürzlich eine offene Haltung gegenüber religiösen Bedürfnissen und Vorschriften von Schutzsuchenden - mit dem Ziel einer besseren Integration- indem z. B. das Schächten zugelassen werden sollte.
Wir, der Tierschutzverein Hagen und Umgebung e. V., gehen davon aus, dass Sie "Schächten" gleichsetzen mit "betäubungslosem Schlachten". Sollte dies tatsächlich von Ihnen vor dem Hintergrund einer in Ihren Augen dann gelingenderen Integration von Flüchtlingen angestrebt werden, sind wir mehr als entsetzt und fassungslos:
So etwas kann nur jemand behaupten, der sich scheinbar noch nie tiefgreifender hiermit beschäftigt hat: Selbst hohe Geistliche betroffener Glaubensrichtungen halten ein betäubungsloses Schlachten von Tieren für unnötig. Die Tierärztekammer spricht sich ganz klar und eindeutig dagegen aus.
Eine so verstandene Tötung von Mitgeschöpfen ist überhaupt nicht in Einklang zu bringen mit dem Grundsatz des Tierschutzgesetzes, dass "niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen darf." (§1 Satz 2). Betrachtet man den gesamten Vorgang des betäubungslosen Tötens - von der Fixierung des Tieres bis zum endgültigen Verlust der Empfindungs- und Wahrnehmungsfähigkeit infolge der Ausblutung - muss von der Entstehung erheblicher Schmerzen und Leiden ausgegangen werden.
Wir können uns nicht vorstellen, dass dies in Ihrem Sinne ist, lieber Herr Beck!
Weltliches und Religiöses müssen in einer Gesellschaft im Jahre 2015 dringend voneinander getrennt werden. Sie, lieber Herr Beck, stellen die Religion über das Tierschutzgesetz - das darf im Sinne der Tiere nicht sein! Erst recht darf eine solche Forderung nicht von jemandem stammen, der einer Partei angehört, die sich u. a. den Tierschutz auf die Fahne geschrieben hat. Ganz sicher stehen potentielle Wähler und Wählerinnen diesbezüglich zurecht nicht (mehr) hinter Ihnen!
Wünschenswert wäre gewesen, Sie hätten sich folgendes Video: https://www.facebook.com/damian.delgado.184007/videos/450069145194582/
vor Ihrer öffentlichen Positionierung angeschaut.
Tierschützerische Grüße
Tierschutzverein Hagen und Umgebung e.V.
Birgit Ganskow
Sehr geehrter Herr Beck,
zunächst einmal dankt der Tierschutzverein Hagen und Umgebung e. V. für Ihren Link-Hinweis als "Antwort" auf unseren Brief an Sie.
Ihre dortigen Ausführungen und Versuche der Legitimation Ihrer vorgenommenen öffentlichen Positionierungen in besagter Sendung stimmen uns nicht weniger entsetzt: So verweisen Sie z. B. auf das "neue Tierschutzgesetz" der Grünen. Nicht nachvollziehbar für uns ist, dass Sie und Ihre Partei u. a. durch die Ausführungen zum Schächten keinesfalls dem Staatsziel Tierschutz hiermit gerecht werden: Schächten ohne Betäubung in Ausnahmefällen auf Antrag?? Auch wenn es für diese Ausnahmefälle Kriterien gibt, nach denen vorgegangen wird und eine Genehmigung erst nach erfolgreicher Erfüllung dieser erfolgt, so hat dies nichts mit Tierschutz zu tun. Wie schon in unserem ersten Brief an Sie erwähnt: Weltliches ist von Religiösem zu trennen. Kein Tier darf vor dem Hintergrund religiöser Gründe Qualen leiden! Viele andere Länder haben dies längst erkannt.
Noch einmal: Schade, dass Sie und Ihre Partei, die den Tierschutz im Fokus haben, hier nicht im Sinne der Tier richtungsweisend handeln - weder in neuen Gesetzesentwürfen, noch bei Öffentlichkeitsauftritten.
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Ganskow